Motorräder mit Namen sind gar nicht so selten. Wer mit seinem Gefährt heiß und innig verbunden ist, dem sei auch eine Namensgebung gestattet.
Motorräder mit Namen
Vielleicht liegt es auch am Alter. Mein erstes Motorrad habe ich mit 45 gekauft. Im Sommer 2015, nach einer langen Odyssee, war sie nun Mein. Eine kleine Kawasaki ER 6N in mattschwarz. Und es war gar keine Frage sie auf den Namen Betty zu taufen. Kennt noch einer die Band Ram Jam ? Die schmetterte ihrerzeit nämlich den Ohrwurm Black Betty. Aber das musste ich auch googeln.
In der Szene war in Anlehnung an den Modellnamen der Name Erna verbreitet. Der hatte zwar nicht den Kultstatus einer Güllepumpe, war aber doch gebräuchlich. Aber bitte, Frauen haben ja auch nicht alle den gleichen Namen.
Trotz der liebevollen Namensgebung hielt die Liaison nicht lang. Wir waren einfach nicht für einander gemacht. Aber ich denke immer noch liebevoll zurück an meine kleine Betty.
Motorräder haben Frauennamen
Und warum ist das so ? Lange habe ich die Theorie vertreten, daß das es so ist, weil ich ein Mann bin. Logisch, oder ? Aber ich hatte nie den Eindruck, als käme eines meiner Motorräder besonders männlich daher. Und wie das mit persönlichen Eindrücken so ist, kann das natürlich völliger Schwachsinn sein. Schwer nachzuvollziehen für den Rest der Menschheit.
Und doch der Gewohnheit folgend gab es fortan eine kleine Reihe Frauen in meinem Leben.
Motorräder mit Namen
Auf die Betty folgte eine Uschi. Eine 1000er Kawasaki Versys. Fast 400 ccm mehr, genauer gesagt 393 ccm, hätte sie eigentlich das Potenzial für einen martialerischen Namen gehabt. Aber sie hatte so einen gutmütigen Motor, das alles andere ausser Uschi nicht gepasst hätte.
Bemerkenswerterweise nutze ich auch ganz intuitiv das Pronomen sie anstatt es ! Während ich dies schreibe wird mir aber klar, das man den Menschen nur mal zuhören muss, wenn sie von ihren Motorrädern sprechen. Meine Kawa hat dies, meine Honda kann das, meine Suzi, BMW, Guzzi, Yamaha…merkt ihr was ?
Warum also das feminine Attribut nicht konkretisieren und das Kind beim Namen nennen ? Da gab es eine Conny, eine 97er Suzuki DR 650 SE. Der Name meiner Schwester. Warum ? Keine Ahnung !
Sie kamen und gingen
Bei Daisy war es einfach. Eine 94er Honda NTV 650. In Foren liebevoll Ente genannt war der Sprung nach Entenhausen nicht mehr weit. Zerlegt, zusammen gebaut, über die HU geschubst haben wir wunderbare 14.000 km zusammen gehabt. So ein V2 hat einfach was.
Bei Gisela fiel die Entscheidung schon schwerer. Eine Honda Hornet 600 S, bei der mir absolut kein passenderer Name einfallen wollte. Es wollte einfach nicht Klick machen, so das Gisela wahrscheinlich in irgendeinem Zusammenhang mit H.P. Kerkeling oder meiner Vermieterin stand.
Frieda machte es mir wieder einfach. Eine BMW F 800 R. Da war ein F, der Rest kam von allein.
Und dann kam „er“
Motorräder mit Namen, auch beim aktuellen Gefährt war eine Namensgebung als solche keine Frage. Aber hier kamen mir zum ersten Mal Zweifel, ob die Tradition der Frauennamen noch ihre Berechtigung hat. Und wieder so ein Eindruck, der sich rational nicht erklären lässt.
Gedrungen, vollgepackt mit Kraft und Drehmoment, war meine BMW R 1200 R ein richtiger Kerl. Nein, sowas kann man nicht mit einem Frauennamen betiteln. Völliger Unsinn, bei der Versys ging das ja auch ! Aber die wirkte auch schlanker, rede ich mir ein. Ausserdem hat er nun einen Boxermotor. Der Boxer, nicht die Boxer oder das Boxer, rede ich mir ein. Als dominantes Merkmal zwei „R“ im Modell, der konnte nur Rudi heissen, rede ich mir ein.
Motorräder mit Namen
Und so ist der Kerl der einzige, der geblieben ist. Aber mit einer Garage voller Frauen wurde es mittlerweile eng. Momentan herrscht da eine Männer-WG. Meine Frau vertritt eine andere Theorie der Namensgebung und so wohnen Rudi und Franky einträchtig nebeneinander. Schön aber, das ich Uschi und Frieda ab und an mal treffe. No hard feelings !
